BioZ der Uni Wien

Vom Dinosaurier bis zum Homo erectus

Architekt: ARGE Biologiezentrum / Marcel Backhaus und Karsten; Liebner; Vasko+Partner Bauherr: Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H. (BIG) Form des Biologiezentrums der Uni Wien an Evolution orientiert Der Neubau des Biologiezentrums der Universität Wien (BioZ) wächst zwischen Schlachthausgasse, Viehmarktgasse und Erne Seder-Gasse seit fast einem Jahr rasant aus dem Boden. In unmittelbarer Nähe befinden sich einerseits Wohnhausanlagen, andererseits aber auch das Vienna Biocenter, der größte Life-Sciences-Cluster in Österreich, an dem die Universität Wien mit dem Zentrum für Molekulare Biologie und den Max F. Perutz Laboratories maßgeblich beteiligt ist. Durch die Verortung des neuen Biologie-zentrums, in dem große Teile der Fakultät für Lebenswissenschaften untergebracht sein werden, in direkter Nachbarschaft zu den schon vorhandenen Forschungseinrichtungen werden sich infrastrukturelle und organisatorische, vor allem jedoch Forschungssynergien und neue Ansätze multipler Art nutzen lassen. Für Rektor Heinz W. Engl stellt die Nähe zu anderen Forschungseinrichtungen vor Ort eine große Chance dar: „Die Universität Wien verstärkt mit ihren nahezu 500 Wissenschaftern und mehr als 5.000 Studierenden im Bereich der Biologie den Standort. Mit der Realisierung des neuen Biologiezentrums der Universität Wien kann einer der umfassendsten Life-Sciences-Cluster Europas hier im 3. Gemeindebezirk Wiens realisiert werden.“ Der Bauherr, die Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H., kurz BIG, investiert hier in Summe rund 146 Millionen Euro. Gebäudeschollen à la Dino Nach den Plänen des Generalplaners ARGE Biologiezentrum wird auf einem zweigeschoßigen Sockel – bestehend aus einzelnen „Gebäudeschollen“, die an das Rückgrat eines Dinosauriers erinnern – ein viergeschoßiger kompakter Forschungsriegel mit einem Lichthof und einer geschützten Dachterrasse errichtet. Der Haupteingang des neuen Unigebäudes liegt an der Viehmarktgasse. Alle „öffentlichen Funktionen“ sind im Sockel, den „Schollen“, untergebracht. Vom Haupteingang erreicht man über ein verglastes Foyer ebenerdig den Servicebereich mit StudienServiceCenter und Shop sowie den Bibliotheksbereich. In unmittelbarer Nähe und zur beruhigten Erne Seder-Gasse hin orientieren sich die großen Hörsäle und ein Restaurant mit Außenterrasse. Im ersten Obergeschoß der Schollen befinden sich Seminarräume, die Verwaltung und Praktikumslabors. In der zum Forschungsgarten gewandten „Scholle“ befindet sich das Glashaus. Der vom zweiten bis zum fünften Obergeschoß reichende „Forschungsriegel“ ist so konzipiert, dass pro Ebene ein Cluster und zusammenhängende Bereiche der „Shared Labs“ Platz finden. In einem Interview über das Bauvorhaben hob der Berliner Architekt Karsten Liebner die Besonderheiten und Herausforderungen bei der Planung hervor: „Auf einem verhältnismäßig kleinen Grundstück, das zwar sehr lang, aber schmal ist, 160.000 Kubikmeter Baumasse unterzubringen, war herausfordernd. Zudem galt es natürlich auch, den städtebaulichen Aspekt zu berücksichtigen und einen Übergang zum angrenzenden Areal mit Park und Wohnbauten zu schaffen. Der sechsgeschoßige Baukörper ist daher an die Schlachthausgasse gerückt. Zu den Wohnhäusern hin wird das Bauvolumen aufgelockert und schafft so Raum für ein campusartiges Areal mit Zugangsbereich, drei Höfen und Versuchsgarten.“ In Stahlbetonbauweise errichtet, fügt sich das Biozentrum mit seiner vorgehängten Klinkerfassade gut in den wachsende Stadtteil St. Marx ein. Im Sinne einer identitätsstiftenden Gestaltung wurde in den Fassaden das Klinkerthema des ehemaligen Schlachthofs aufgegriffen und ein klassisches Pilzstützmotiv aus Beton gewählt, das das Biologiethema baulich in den Innenraum trägt. Energieeffizient und nachhaltig Eine Premiere beinhaltet auch das zukunftsweisende Energiekonzept, wie der Geschäftsführer der BIG, Hans-Peter Weiss betont: „Erstmals wird bei einem Wiener Laborgebäude die Laborabluft zur Wärmerückgewinnung genutzt und so mindestens 30 % der benötigten Wärme im Vergleich zu einem herkömmlichen Laborgebäude eingespart.“. Nachhaltig ist, was sich gut umnutzen oder weiterentwickeln lässt. In diesem Sinne wurde der Gebäudekomplex des BioZ so flexibel wie möglich geplant. Beispielsweise sind die Schollen statisch so konzipiert, dass sie später aufgestockt oder Büros zu Labors – und umgekehrt – umfunktioniert werden könnten. Auch Zwischenwände können nachträglich einfach versetzt werden, da alle Installationen, wie z. B. die Elektroverkabelung, in der abgehängten Decke verlaufen. Der Neubau des Biologiezentrums wird klimaaktiv zertifiziert, was die Einhaltung hochwertiger Standards sicherstellt. Dabei werden Kriterien wie Energieeffizienz, ökologische Qualität, aber auch Komfort und Ausführungsqualität bewertet. Bauarbeiten laufen Auf dem fast 12.000 m2 großen Grundstück in St. Marx herrscht seit einem Jahr rege Bautätigkeit. Quasi zum „Aufwärmen“ wurden allein beim Aushub für die Baugrube rund 80.000 to Erdmaterial bewegt ... (more…)