Landesgalerie Kunsthalle Krems
Ein herausragender Museumsneubau
Architekt: Marte.Marte Architekten Projektentwicklung / Bauherr: ARTES Grundstücksvermietung GmbH Marte.Marte schaffen mit tänzerischer Skulptur neue Stadtchoreographie Nüchtern betrachtet ist die neue Landesgalerie Niederösterreich ein Stahlbetonskelettbau mit tragendem Kern – wie viele andere Gebäude hierzulande auch. Doch schon der erste optisch-ästhetische Eindruck lässt eine so nüchterne Betrachtung nicht zu, denn die emotionale Nähe zu den Leistungen vergangener Jahrhunderte hat zu einem mutigen Entwurf geführt, der sich kühn in das Stadtbild einfügt und unvermittelt den für unsere wortarmen, von Emojis geprägten Tage typischen WOW-Effekt auslöst. „Die malerischen Altstädte von Krems und Stein sind für mich einfach großartig“, betont Architekt Bernhard Marte. „Hier bauen zu dürfen empfinde ich als großes Geschenk. Unser Grundsatz lautet, Aufgabenstellungen immer neu zu denken, vom jeweiligen Ort und seinen Besonderheiten auszugehen und sich dabei auf das Wesentliche zu reduzieren.“ Der zentrale Akzent der Landesgalerie Nieder-österreich ist ihre architektonische Drehung, die zwei Bewegungsrichtungen – zum historischen Stadtkern und zur Donau hin – an jenem Ort verbindet, von dem aus der Besucher den Raum der Kunstmeile Krems künftig erkunden wird. Die Landesgalerie Niederösterreich öffnet sich dem Besucher mit weiten, lichtdurchfluteten Bögen. Insgesamt stehen 3.000 m² Ausstellungsfläche zur Verfügung. Der Museumspfad führt durch den viergeschoßigen Neubau zum Präsentationsbereich im Untergeschoß und verbindet dort das Museum mit der Kunst-halle Krems. Wer nicht mit dem Personenlift (und auch nicht mit dem Lastenlift) fahren und trotzdem vom Untergeschoß auf die Dachterrasse gelangen will, der muss 128 Stufen vom Keller bis ganz nach oben bewältigen. Er oder sie oder es können dabei aus zwei im Gebäudekern verorteten Stiegenhäusern wählen. Im Erdgeschoß des sich nach oben hin verjüngenden Kubus bietet sich zur Erholung eine Pause in der dort situierten Gastronomie oder ein Shopbesuch an. Zinkschindeln für Fassade Die mehrschalige, hochgedämmte Fassade wurde mit matten, silbergrauen Zinkschindeln verkleidet. Die Wahl der Schindeln erfolgte nach sorgfältiger Bewitterung, bei der fünf unterschiedliche Muster hinsichtlich ihrer Wetterbeständigkeit und Langlebigkeit über Monate hinweg geprüft wurden. Auch die optimale Verträglichkeit mit den Vorgaben des Welterbes Wachau wurde bei der Prüfung berücksichtigt. Insgesamt wurden rund 7.200 Schindeln verarbeitet. Zink, ein sehr widerstandsfähiges und dauerhaftes Material, wurde auf Grund der guten Verformbarkeit und seiner guten Energiebilanz gewählt. Es setzt eine Patina an, die wie eine Schutzschicht wirkt und eine wartungsfreie Oberfläche bildet. Wettbewerb und Würdigung Im Jahr 2014 erfolgte die Auslobung eines EU-weiten, offenen, zweistufigen Realisierungswettbewerbs mit anschließendem Verhandlungsverfahren im Oberschwellenbereich. Ein hochkarätig besetztes Preisgericht traf schlussendlich im Frühjahr 2015 eine einstimmige Entscheidung zugunsten der Einreichung von marte.marte architects. Die Juryvorsitzende, Architektin DIin Elke Delugan-Meissl fasste die Qualität des Beitrags zusammen: „ ... Mit großer Präzision wird eine Landmark, eine tänzerische Skulptur, geschaffen, die durch Signifikanz und Eigenständigkeit besticht sowie den Stadtraum neu choreografiert. Das Projekt überzeugt durch ein gelungenes Verhältnis von Bebauung und Freiraum. Diese Spannung wird in der Gestaltbildung des Neubaus durch Verdrehung der Geschoße, durch das homogene Erscheinungsbild einer Metallschuppenfassade, irisierend wie ein Paillettenkleid, verstärkt. Innenraum und Umraum treten in Wechselbeziehung, lassen das Ausstellungsgebäude von jedem Blickpunkt aus neu erscheinen, eröffnen vielfältigste Blickbeziehungen für Besucher sowie für die Bewohner von Krems.“Fakten
Adresse
Steiner Landstraße 1
A-3500 Krems an der Donau
Flächen & Mengen
Grundstück: 2.500 m 2
Ausstellungsfläche: 3.000 m 2
Geschoße: 5, dv. 1 UG
Grundrissfläche: 33 x 33 m
Höhe: 21,5 m
Titan-Zinkschindeln: 7.200
Architektur
Marte.Marte Architekten
Chronologie
Wettbewerb: 2014/15
Spatenstich: 6 / 2016
Dachgleiche: 3 / 2018
Fertigstellung: 3 / 2019