Hotel Schani
Schlafen hinter Wiener Geflecht – Fassade
Architekt: Archisphere Gabriel Kacerovsky ZT GmbH Jahr: 2015Bildrechte: Hotel Schani Wien by Kurt Hoerbst
Archisphere verbindet die Moderne mit traditionell Wienerischem
Mit dem Hotel Schani wird die kettengeprägte Hotellerie um den neuen Wiener Hauptbahnhof um ein individuelles Designhotel bereichert, das durch das auf Hotelprojekte spezialisiert Wiener Architekturbüro archisphere – Gabriel Kacerovsky ZT GmbH geplant wurde. Initiator, Betreiber und Investor dieses zukunftsweisenden Projekts ist die Wiener Hoteliersfamilie Komarek.
Zielgruppenorientiert
Zielgruppe für das Hotel Schani mit seinen 135 Zimmern, davon 10 Maisonettes, sind die „creative Community“ und Menschen, die gerne individuelles Reisen und Business verbinden. Im Hotel Schani findet der Gast eine moderne Ausprägung des Wiener Kaffeehausstils der Jahrhundertwende. Die Zimmer und öffentlichen Bereiche spielen mit Tradition und Moderne. Wiener Gemütlichkeit findet hier mit einem Augenzwinkern statt und wird durch die lässige Interpretation entstaubt in die Gegenwart gebracht. Die dem Hauptbahnhof zugewandte Fassade ist eine Abwandlung des berühmten Wiener Geflechts aus Metall, das von Michael Thonet bereits Mitte des 19.Jahrhunderts für seine Bugholzstühle in Wien entwickelt wurde. Das Thema des Kaffeehauses findet sich nicht nur in den öffentlichen Bereichen wieder, sondern wird auch in den Zimmern mit dem Kaffeehaustisch im Fenster und der Bugholzlehne auf dem Fenstersofa fortgesetzt. Das Fenstersofa ist ein Ort für entspanntes Arbeiten mit dem Laptop am Schoß und gleichzeitig ein Ort zum Ausruhen, zum Kaffeetrinken, zum Lesen und zum Kurz-über-die-Stadt-schauen, zum Wohnen. Daneben steht zentral das Bett mit originalen Kaiser Idell Leuchten aus der Bauhaus-Zeit und dem Hocker Last Stool von Max Lamb. Durch die Zonierung der Wohnzone am Fenster und das offene Bad entsteht ein Raumeindruck, der viel großzügiger wirkt als es die knappen 19 m2 inklusive Bad und WC vermuten lassen. In der obersten Etage wurde mit den doppel-geschoßigen Studiozimmern ein ungewöhnlicher Zimmertyp entwickelt. Auf der gleichen Grundfläche wie die Standardzimmer wurde eine hochliegende Schlafebene eingezogen und damit zusätzlicher Wohnraum geschaffen. Damit besteht auch die Option, bis zu vier Personen gemütlich unterzubringen. Darüber hinaus gibt es im neuen Hotel Schani fünf sogenannte „leading edge“- Zimmer. Das sind Standardzimmer, die mit zusätzlichen Technikkomponenten und Sensoren ausgestattet wurden, um für Forschungsprojekte des Frauenhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) genutzt werden zu können.
Öffentliche Bereiche
Die öffentlichen Bereiche gruppieren sich um die Bar, die als zentrale Anlaufstelle für die Gäste fungiert. Die Bar ist gleichzeitig auch Rezeption und Self-Check-in-Ausgabestelle. Über der Bar hängt eine Wiener Stuckdecke, noch unausgepackt in der Transportkiste, die vom Wiener Künstler Oskar Kubinecz nach einem Wiener Lied ausgestaltet wurde. Gleich beim Eingang findet der Besucher den Loungebereich mit einem langen Greißler-regal, in dem Kleinigkeiten mit Wienbezug und Essentials, die vielleicht vergessen wurden, angeboten werden. Entlang der Fassade findet sich eine Zone mit gemütlichen Ohrensesseln von Jamie Hayon, die ausgesucht wurden, weil sie kompromiss-los zeitgemäß sind und gleichzeitig den traditionellen Typus klar weiterführen. Das großzügige Frühstücksbuffet mit einer Rückwand aus traditionellen Zementfliesen bildet den Abschluss des Raums und ist ein Highlight am Morgen. Unter tags verschwindet es hinter einer Wand aus Messing und macht Platz für einen „communal table“. Richtung Garten befindet sich ein Sitz-bereich unter einer Galerie, die vorwiegend als Co-working zone fungiert. Durch den kleinen Businessbereich kommt man zum Allzweckraum des Hauses, der als Seminarraum, Co-working space, event location oder einfach Erweiterung des Frühstücksbereichs genutzt werden kann. Neben der Architektur wurden das gesammte Interior Design inklusive des Großteils der Möbel von archisphere entworfen. Teile des Interieurs werden auch über das Hotel zu beziehen sein. Das Projekt zeigt, dass Individualität trotz ambitionierter Zeit- und Budgetvorgaben in einem nachhaltigen, ökonomischen und designorientierten Produkt umgesetzt werden kann.
Zertifiziert und preisgekrönt
Im August 2014 wurde für das Hotel Schani die Green building-Zertifizierung verliehen. Noch vor der offiziellen Eröffnung wurde das Projekt mit dem Hotel & Design Award 2015 in der Kategorie Architektur des Jahres ausgezeichnet. Als Projektleiterin für die Architektur zeichnet von Archisphere DI Ivona Dumitrescu, für das Interior Design Projektleiter DI Andreas Schicht verantwortlich.
Fakten
Karl-Popper-Straße 22
A-1100 Wien
zirka 4.000 m2
Archisphere
Gabriel Kacerovsky ZT GmbH
Planung: 2013
Spatenstich: 18. 2. 2014
Eröffnungsfeier: 29. 4. 2015