K21
Zukunftsfit: Büro- und Gewerbepark
Architektur: Arch. DI Christian Ruczka
Bauherr: ZINKPOWER Gruppe
K21 in Brunn am Gebirge als richtungsweisendes Multi-Use-Objekt
Die alten Bestandshallen auf dem westlich gelegenen Teil der Zinkpower Liegenschaften in Brunn am Gebirge, NÖ, waren aufgrund ihres Baualters und einfacher Konstruktion nicht mehr für die heutigen Anforderungen an Lager bzw. Einstellhallen geeignet und mussten abgebrochen werden. In Form von Bebauungsstudien wurde mit dem Bauherrn in einem ersten Konzept die intensivere Bebauung des Grundstücks überlegt. Dies aufgrund der Nähe zum Stadtzentrum, dem benachbarten Campus 21 und den Intentionen der Gemeinde, das Areal zukünftig aufzuschließen und zu bebauen. Ein gemischt genutzter Baukörper mit ebenerdig zugänglichen Lagerboxen und Anfahrtsmöglichkeiten für LKW, darüber liegenden Lagerebenen mit kleinteiligen Abteilen zur individuellen Vermietung im Konzept eines Selfstorage und darauf aufbauenden Büroräumlichkeiten. Durch dieses Konzept konnten die weniger attraktiven Ebenen zu Lagerzwecken genutzt und als Sockelbaukörper für die darüber liegenden Büroetagen genutzt werden. In kurzer Zeit fiel die Entscheidung, den Entwurf auch tatsächlich umzusetzen – und mit Einlangen der Baubewilligung wurde im Frühjahr 2018 mit dem Abbruch der alten Hallen begonnen. Die Fundierungs- und Rohbauarbeiten starteten im Juni 2018. Im Frühjahr 2019 war der Rohbau fertiggestellt und es konnte mit den Ausbauarbeiten begonnen werden. Zum Jahresende 2019 waren die Arbeiten im wesentlichen abgeschlossen, sodass in der ersten Jahreshälfte 2020 das Objekt besiedelt werden konnte. Von zuvor auf der Liegenschaft abgebrochenen Bestandsobjekten wurde der Beton- abbruch vor Ort aufbereitet und nach den entsprechenden Ausstufungsuntersuchungen als Straßenunterbau für die neuen Straßen und Parkplätze auf dem Areal verwendet. Dadurch war es einerseits möglich, Transportkosten zu reduzieren, andererseits bereits vor Ort befindliches Material zu recyclen und rund 10.000 Tonnen Beton zum Wiedereinbau aufzubereiten. Neben den wirtschaftlichen Vorteilen, vor allem ein ökologischer Gedanke, Transporte und Materialanlieferungen bzw. -abtransporte zu reduzieren. Die Fundierung des siebenstöckigen Mischbauwerks erfolgte über Rammpfähle, die über eine lastverteilende, bis zu 75 cm starke Bodenplatte verbunden sind. Darauf aufbauend sind die Wandscheiben im Erdgeschoß aus Ortbeton hergestellt. Die Verkleidung der Erdgeschoßfassade erfolgte mit großflächigen, vorgehängten Betonfertigteilen. In den darüber liegenden Geschoßen wurden Stahl-Beton-Verbundkonstruktionen verbaut. Die Konstruktionen erfüllen ohne weitere Beplankungen oder Verkleidungen den geforderten Brandwiderstand von 90 Minuten. Die Decken wurden als 34 cm starke Massivdecken, punktgelagert mit ebener Untersicht hergestellt. Neben dem geringeren Schalungsaufwand trägt die massive Decke zur Wärme- bzw. Kältespeicherung bei und die darin eingebaute Bauteilaktivierung wärmt bzw. kühlt diese Gebäudeteile. Die einfache Konstruktion erlaubte die Rohbauherstellung der einzelnen Geschoße im Vier-Wochen- Rhythmus. Durch die gewählte Konstruktion war es darüber hinaus möglich, einen de-facto stützenfreien Grundriss zu entwickeln, der sowohl in den Lager-, als auch in den Bürogeschoßen eine flexible Nutzung erlaubt. Die äußeren Fassadenstützen mit einem Querschnitt von nur 20 x 20 cm und Deckenspannweiten von 10 m ermöglichen eine durchgehend verglaste Fassade und freie Raumaufteilung. Die Büroetagen selbst sind neben dem zentral angeordneten Stiegenhaus und zugehöriger Duplexaufzugsanlage mit Fördergeschwindigkeiten von 1,6m/s über ein zentrales Geschoßfoyer erschlossen. Jede Etage kann in bis zu vier eigenständige Büroeinheiten geteilt werden. Wird die gesamte Etage von nur einem Nutzer verwendet, so kann dieses Geschoßfoyer der individuellen Nutzung zugeführt werden. Der erforderliche Brandabschluss dieser Foyers erfolgt über raumhohe, rund 5,30 m breite Brandschutzschiebetore, die im normalen Gebrauch nicht sichtbar in Wandtaschen eingeschoben werden. Die Kernzonen mit den Nassgruppen und Nebenräumen der Büroetagen sind örtlich durchbrochen und verbinden die umliegend angeordneten Arbeitsbereiche mit einer Raumtiefe von 6,50 m. Die Arbeitsbereiche können in weiterer Folge als Großraumbüro oder durch das Aufstellen von Trennwänden auch als Zellenbüros genutzt werden. Die Randzonen der Büroetagen weisen eine großzügige Raumhöhe von 3,50 m auf und sind ohne abgehängte Decken ausgeführt, um eine fassadennahe Bauteilaktivierung der Decken zu ermöglichen. Die von der Fassade abgerückte, gelochte Metallakustikdecke erlaubt auch zukünftige Anpassungen an die individuellen Bedürfnisse der einzelnen Nutzer zur Raumaufteilung. Der Bereich um die Kernzonen wurde mit einer Streckmetalldecke gestaltet. Das Farbkonzept ist reduziert und beschränkt sich im wesentlichem auf Weiß für die Wand-- und Deckenelemente. Fassaden, Stützen und die Tragstruktur des Foyers wurden in einem dunklen Grau ausgeführt. Bodenbeläge in den Etagen als auch die Wandbeläge in den Nassräumen sind farblich an die grauen Fassadenelemente angepasst und tragen somit zu einem reduzierten Farbkonzept bei. Der Zugang zu den Büroetagen erfolgt über ein zentral zwischen den Baukörpern angeordnetes und in die Lagerbereiche eingeschnittenes, viergeschoßiges Foyer. Die Eingangsfront und das weit gespannte Glasdach sind vollflächig verglast. Das Glasdach ist als unterspanntes Fachwerk ausgebildet und trägt die darüber angeordnete, aufgeständerte Pfosten-Riegel Konstruktion. Die primäre Tragstruktur der Foyerfassade ist gleichzeitig auch Träger der Glasfassade, womit es möglich war, sehr schlanke Profildimensionen zu erreichen. Die gesamte Stahlkonstruktion wurde von Zinkpower feuerverzinkt und anschließend farbpulverbeschichtet. Ein im 5. Obergeschoß angeordneter Mehrzwecksaal erlaubt es, Veranstaltungen für bis zu 100 Personen abzuhalten. Die rund 13 m langen Brückenkonstruktionen sind als Stahl-Beton-Verbundkonstruktionen hergestellt. Die primäre Tragstruktur, zwei Stahlträger, sind über Kopfbolzen mit der darüber hergestellten Betondecke schubfest verbunden. Somit konnte eine leichte und dennoch schwingungsgedämpfte Ausführung errichtet werden. Die gesamte Tragstruktur ist feuerverzinkt und wurde in weiterer Folge mit Aluminiumverbundplatten verkleidet. Die transparenten Brüstungen erlauben auf den drei Ebenen unterschiedliche Perspektiven auf das Foyer. Die Seitenwände des Foyers wurden im gleichen Material verkleidet und spiegeln die reduzierte und zurückhaltende Materialwahl wider. Durch die hintere Fassade erhält der Besucher Ausblick in den frei bewitterten Innenhof, der in Form eines nachgebildeten Hanges ca. 9m hoch die darunter liegende Zisterne vor Sonneneinstrahlung und Erwärmung schützt. In dieser Zisterne können bis zu 56.000 l Regenwasser von den Dachflächen gesammelt und zur Bewässerung der Grünflächen verwendet werden. Eine weitere Regenwasserzisterne der südlich angeordneten Hallendächer fasst rund 32.000 l Regenwasser und dient der Bewässerung der Außenanlagen im Bereich des Parkplatzes. Bei der Begrünung der Außenanlage wurde auf pflege- und wasserintensive Rasenflächen verzichtet, stattdessen eine durch Gräßer und Stauden geprägte Bepflanzung, die einen geringeren Wasserbedarf aufweist, gewählt. Einzig im Bereich der Retensionsfläche war der zur Gestaltung der belebten Filterschicht die Herstellung einer Grasfläche unumgänglich. Von einem Teil der Dachflächen wird anfallendes Regenwasser direkt in den Löschteich geleitet, um verdunstetes Wasser auszugleichen und die Notwendigkeit von Trinkwassereinspeisungen auf ein Minimum zu reduzieren. Die Belüftung der Lagergeschoße erfolgt über statisch wirksame Lüftungskanäle, die im Bereich der Fluchtstiegenhäuser Frischluft nachströmen lassen und so ohne Zuhilfe- nahme von Hilfsenergie eine stetige Durch-lüftung der Lagerebenen ermöglicht. Die Lüftung der Bürogeschoßn erfolgt primär über eine energieeffiziente, mechanische Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Darüber hinaus sind öffenbare Fensterelemente vorgesehen. Kleinere Lüftungsflügel in der Fassade erlauben auch ein Öffnen dieser bei stärkeren Windgeschwindigkeiten. Auf den Lagerebenen über dem 3. Obergeschoß wurde ein intensiv begrüntes Flachdach realisiert, das mit regionalen und heimischen Pflanzen aus den Büros des 4. Obergeschosses über vorgelagerte Terrassen bzw. durch die raumhohen Verglasungen von den Nutzern erlebt werden kann. Das Dach der Bürogebäude ist als extensives Gründach ausgeführt, und somit konnte mit Ausnahme des Foyers, das durch ein Glasdach gedeckt ist, die gesamte bebaute Fläche wieder begrünt werden. Neben mikro- und makroklimatischer Überlegungen ist dies auch ein Lebensraum für Flora und Fauna. Zur Reduktion solarer Einstrahlung auf die Lagerebenen wurden diese mit einer Lochblechfassade verkleidet. Auf einer Tragstruktur aus feuerverzinkten Formrohren wurden die über 1.200 individuell gefertigten und farbpulverbeschichteten Aluminiumkassetten mit unterschiedlicher Lochgröße eingehängt. Die Struktur des Sockelbaukörpers wird damit vollständig umhüllt und als präziser, geometrischer Baukörper ohne weitere Zierelemente gestaltet. Die wellenartige Struktur wird durch unterschiedliche Lochgrößen in Form von sechseckigen Ausschnitten realisiert. Im Bereich des Haupteingangs wird die Verkleidung durch das zurückgesetzte Foyer wie ein überdimensionaler Einschnitt unterbrochen. Die wellenartige Struktur wird in diesem Bereich umgekehrt und durch die Netzstruktur fortgeführt. Die beiden Bürobaukörper in den Geschoßen 4 – 6 sind verdreht zueinander auf dem im Grundriss trapezförmig gestalteten Sockelbaukörper angeordnet. Dies, um einerseits eine ausreichende Belichtung der Büroräume zu gewährleisten und andererseits einströmende Luft der Hauptwindrichtung durch den größer werdenden Baukörperabstand zu verlangsamen und einer Verdichtung der Luftmassen bzw. Beschleunigung der Windgeschwindigkeiten zwischen den beiden Baukörpern entgegen zu wirken. Quelle: Arch. Ruczka
Fakten
A-2345 Brunn / Gebirge Heinrich Bablik Straße 17
Grundstück: 97.000 m2
bebaute Fläche: 4.325 m2
Halle: 1.635 m2
Nettonutzfl. Büro: 5.400 m2
Nettonutzfl. Lager: 11.100 m2
Geschoße oberirdisch: 7
Arch. DI Christian Ruczka
Baubeginn: 2018
Fertigstellung: 2020