Hotel Indigo

Hotel Indigo Vienna verleiht 5. Bezirk besondere Note

Architekt: TM Architektur ZT GmbH
Bauherr: JP Immobilien
Interior Design: BWM Architekten
Fotos: © Matthias Mato Johannik

Polarisierende Knitter-Fassade als besonderes Wiedererkennungsmerkmal und spezielle Interpretation der historischen Nachbarschaft

Im 5. Wiener Gemeindebezirk, mitten an der Rechten Wienzeile, befindet sich das neue Hotel Indigo Vienna. Die Umgebung besticht unter anderem durch kleine versteckte Gärten und begrünte Innenhöfe – so auch das Hotel Indigo Vienna. Die großzügige Begrünung des Innenraums und des Atriums vermitteln dem Hotelgast ein Gefühl von Licht, Luft und Lebendigkeit inmitten der Stadt. Das Design der Hotelzimmer folgt dem Konzept des „Urban Jungle“, was sich auch in den öffentlichen Bereichen des Hotels widerspiegelt.

Das Atrium als grüne Oase mit unterschiedlichen Höhenniveaus und großflächigen Ruhezonen lädt zum Verweilen ein. Über mehrere Geschoße wird eine außergewöhnliche Kommunikationsebene geschaffen – vom Freibereich im Untergeschoß mit direkter Anbindung an das Restaurant und den Konferenzbereich, über das Erdgeschoß als zentralen Treffpunkt bis zum großzügig gestalteten Dachgarten mit direktem Blick auf den angrenzenden Park.

Die Straßenfassade verfügt über eine vorgehängte Metallfassade. Die zurückhaltende, schwarze Fassade im hofseitigen Bereich geht mit dem begrünten Park und den Gründächern eine Symbiose ein.

Besondere Aspekte, technische Innovationen

Aufgrund der geringen Baulückenbreite von nur 9 Metern, einer speziellen Kontur aufgrund der Baufluchtlinien, einem komplett aufgeständerten EG und der gesamten Haustechnikanbindung, die unsichtbar ist, war der Straßentrakt planungstechnisch die größte Herausforderung. Im Straßentrakt sind der Zugang zum Hotel, die Einfahrt zur Tiefgarage, die Trafostation im Untergeschoß, die gesamte TGA-Anbindung, das druckbelüftete Stiegenhaus mit Räumungsalarmkonzept für Hotelzimmer mit nur einer Fluchtmöglichkeit und drei Hotelzimmer je Etage untergebracht. All diese Funktionen auf engstem Raum unterzubringen, in der Bauphase inklusive Baugrubensicherung, war planungstechnisch und baulich grenzwertig.

Der Flächenwidmungsplan weist für den Hoftrakt Gebäudeklasse I mit einer maximalen Gebäudehöhe von 6 Metern auf. Für einen Standardwohnbau hieße das: maximal zwei Geschoße mit einer Raumhöhe von je 2,55 m. Den Planern ist es unter Ausnutzung aller baurechtlich legalen Tricks und Kniffe gelungen, drei vollwertig nutzbare Geschoße mit Raumhöhen von 3,30 – 3,60 m im Untergeschoß, 3,05 m im Erdgeschoß und 2,55 m in den Obergeschoßen unterzubringen. Baurechtlich ist das als die Besonderheit des Projekts einstufen.

Restaurant, Konferenzraum und einige Zimmer wurden im Untergeschoß verortet. Obwohl unterirdisch situiert, war es der Anspruch der Architekten, hochwertige Räume zu schaffen, die nicht das Gefühl vermitteln, im Keller zu sitzen. Gelungen ist das mit durchlaufenden Verglasungen und aufgelöster Tragstruktur, was lichtdurchflutete Räume schafft. So entsteht das räumliche Gefühl, dass Außenbereich (Atrium) und Innenbereich eine Einheit sind.

Polarisierende Knitterfassade

Von vornherein war dem Architektenteam bewusst, dass die markante Knitterfassade polarisiert. Unstrittig ist, dass sie einen Wiedererkennungswert aufweist, was ökonomisch von Relevanz ist. Die Fassade selbst hat thermisch keine Funktion, sondern ist ein optischer Layer, der über eine Standardlochfassade gehängt wurde, um ein Landmark zu setzen. Sie spiegelt die Idee des Zusammendrückens, des Bedrängens durch die Nachbargebäude wider und ist die moderne Interpretation der reich gegliederten Gründerzeitfassaden der angrenzenden Nachbarfassaden.

Die Fassade besteht aus 220 unterschiedlichen Dreiecken, jedes der Dreiecke inkl. Lochung sind Sonderanfertigungen. Das war sowohl in der Planung als auch in der Ausführung sehr aufwändig. Dabei wurde seitens der Planer sehr viel Wert auf saubere Detailausführungen gelegt – dafür verantwortlich: DI Marko Buxbaumer von der Fa. Sauritschnig.

Dachbereich mit Erdkörper

Eine Besonderheit dieses Hotelprojekts ist die Kombination Architektur und Natur – beiden wurde genügend Platz gegeben, um gemeinsam einen speziellen, unverwechselbaren Ort zu schaffen. In Bezug auf die klimatischen Entwicklungen nachhaltig ist beispielsweise der Dachgarten, denn bei einer verdichteten Flachbauweise ist das Dach die größte Außenfläche und der Witterung (Erwärmung) daher am meisten ausgesetzt. Es wurde – für ein begrüntes Flachdach unüblich – ein 50 cm dicker Erdkörper aufgetragen. Dadurch bieten sich ganz neue Möglichkeiten für die Pflanzenwelt: Bäume bis zu einer Höhe von 4 m können hier wachsen. Der Erdaufbau ist jedoch nicht nur für das Mikroklima gut, sondern schützt das Gebäude gleichzeitig vor sommerlicher Überhitzung. Der Erdkörper wirkt nämlich als riesiger Schwamm, der speziell bei Starkregen genug Volumen bietet, um Wasser aufzunehmen, zu speichern und sukzessive wieder abzugeben.

Quelle: TM Architektur ZT GmbH

Fakten


Adresse

1050 Wien Rechte Wienzeile 87

Flächen & Mengen

Grundstück: ca. 4.230 m²

Bruttogeschoßfläche gesamt: ca. 9.380 m²

Nutzfläche gesamt: ca. 6.610 m²

Geschoße gesamt: 9

Zimmer: 158

Tiefgarage: ca. 950 m²

Architektur

TM Architektur ZT GmbH

Chronologie

Planungsbeginn: 2017

Baubeginn: 2019

Fertigstellung: 05/2022


Galerie

Projektpartner

TwentyOne
Althan Quartier